Straßenräume



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Historische Ortsstruktur
Das historische Rügland ist in seiner Topographie heute noch nachvollziehbar und kann in zwei wesentliche Bereiche unterteilt werden: Im älteren Teil an der Ruppersdorfer Straße siedelten die bäuerlichen Anwesen. Um das Schloss in der Ortsmitte bis zur Gabelung Hirtenweg gab es Gebäude mit Sonderfunktionen, wie Pfarrhof, Gutsverwaltung etc. Der zeitlich neuere Nachsiedlungsbereich, vor allem Kleinhäuser von Handwerkern und Tagelöhnern, entstand zwischen 1650 und 1750 hangaufwärts Richtung Rosenberg an der Neustädter Straße. Etwa zu Beginn des 19. Jahrhunderts hatte Rügland, nicht zuletzt dank der konstanten Ansiedlungspolitik der v. Crailsheim’schen Familie eine vielfältige Struktur. So besaß es u. a. zwei Mühlen, eine Lohmühle, eine Brauerei mit Brennerei, eine Ziegelbrennerei, ein Sägewerk, Textil-, Haushaltswaren- und zahlreiche Lebensmittelgeschäfte, eine Post, einen Arzt, einen Zahnarzt und einen Bader, das Forstamt, das Patrimonialgericht, einen Kindergarten und eine Volksschule. Dazu alle für ein Gemeinwesen notwendigen Handwerksbetriebe wie Schmiede, Maurer, Metzger etc., wovon die meisten noch eine kleine Landwirtschaft unterhielten.

Außerdem war eine große Anzahl von Hausgenossen ansässig, darunter Tagelöhner, Handlanger und Witwen mit ihren Kindern. Der Mangel an Einkünften ließ ihnen oft keine andere Wahl, als sich auch über Formen von Kleinkriminalität am Leben zu erhalten – wie das verbotene Abgrasen von Gemeindeland und Wilderei. Mitte des 19. Jahrhunderts hatte Rügland etwa 300 Einwohner. Nach dem 2. Weltkrieg stieg die Einwohnerzahl an, viele Flüchtlinge aus den Ostgebieten haben in Rügland ihre neue Heimat gefunden. Heute zählt Rügland mit Lindach und Rosenberg ca. 670 Einwohner.



 



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Ansbacher Straße
Für die Anlage des Wasserschlosses, zentral im Talraum der Mettlach, wurde ein Damm aufgeschüttet auf dem die Ansbacher Straße liegt. Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts befand sich an der Steinbrücke eine Lohmühle. Die Wehranlagen unterhalb der Brücke regulieren den Zufluss zum mit Fischen besetzten Schlossweiher. Südlich der Mettlach an der Ansbacher Straße ist der Eis- und Braukeller erhalten geblieben, aber heute nicht mehr in Betrieb, eine angebaute Kegelbahn an der Straße ist verschwunden. Der Keller gehörte zu Brauerei und Wirtshaus »Schwarzer Adler« an der Ruppersdorferstraße 1, früher eines der wichtigsten Anwesen am Ort. An der oberen Kehre des Ortseingangs von Ansbach kommend liegt heute noch das Anwesen der ehemaligen Färberei. Die Nutzung der Kleinhäuser gegenüber dem Schloss stand immer in Zusammenhang mit der Gutsherrenschaft und erfuhr im Laufe der Zeit mehrere Änderungen. So wird auch von einem kleinen Gefängnis in einem der noch vorhandenen Gebäude berichtet. Am wichtigen Knotenpunkt der Wege Ansbacher Straße und Ruppersdorfer Straße, gegenüber Schloss und Kirche, hatte sich die ehemalige Dorfschmiede etabliert.



 


Industrieschule und Arbeitsschule
An seinem Vermählungstag am 20. April 1804 stiftete Franz Georg von Crailsheim eine Industrie- und Arbeitsschule in Rügland. Sie war die erste Schule dieser Art im ehemaligen Rezatkreis, bis zu 41 Schülern wurde Unterricht erteilt. Die Kinder erlernten Handarbeiten wie Stricken und Spinnen, die Mädchen zusätzlich Nähen, die Buben noch Korbflechten und die Obstbaumpflege. Die gefertigten Produkte wurden an einem Feiertag im Schloss versteigert. Anschließend gab es ein Fest auf dem Rosenberg, bei dem die Kinder Kuchen und Bier erhielten und ihre gefertigten Sachen ausgetanzt wurden. Die Kinder erhielten für ihre Arbeit aber auch Lohn, z. B. für das Nähen eines Männerhemdes 10 Kreuzer. Der Wohlstand der Bevölkerung wurde durch die Einrichtung der Schule verbessert. Nach dem Tode des Gründers 1838 blieb die Schule noch bis 1848 erhalten.