GLÄSERNE STELE

An der Ansbacher Straße, zwischen Kirche und Schloss


Erlaubt einen Blick auf Einst und Jetzt. Die Gläserne Stele steht auf einem durch Pflaster angedeuteten kleinen Platz zwischen der Kirche und dem Wasserschloss an der Ansbacher Straße. Zwischen jeweils zwei Glasplatten des vierflügeligen Kunstwerkes sind historische Ansichten von Rügland in der Zeit um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert zu sehen. Dass die Rügländer Stele, die auch spätere Generationen noch an die Dorferneuerung erinnern soll, schon etwas Besonderes ist, bestätigten verschiedene Behördenvertreter. Außer in größeren Städten und dort zu anderen Zwecken aufgestellt gebe es seines Wissens in der Region kein solches künstlerisch gestaltetes „Flurbereinigungsdenkmal".

  
 

Das Wissen um ein Fotoalbum im Pfarrarchiv mit über 200 Bildern von detaillierten und gestochen scharf abgelichteten Ortsansichten aus der Zeit von 1895 bis 1902 war die Grundlage, auf der die Idee reifte, zumindest einen kleinen Teil dieses heimathistorischen Schatzes für das Abschlussdenkmal der Dorferneuerung ans Tageslicht zu holen. Die Künstler Harmes Arnold aus Heroldsberg und Klaus Dieter Eichler wurden von Bürgermeister Rudolf Tischer beauftragt, die Idee baulich und gestalterisch umzusetzen. Die Dorferneuerungs Architektin Brigitte Sesselmann (Nürnberg) und Fritz Prägert, der selbst begeisterter fotografischer Chronist seiner Heimatgemeinde Rügland ist, fertigten die Texte zu den Bildern, zu denen auch Schlossherr Guido Freiherr von Crailsheim aus seinem Fundus welche beisteuerte. Das sind zum Beispiel eine alte Schlossansicht oder ein besonders anrührendes Bild, auf dem zwei Kinder oder Jugendliche vor über 100 Jahren auf einem Floß über den Wassergraben des Schlosses staken.

Weitere alte Fotografien zwischen den Glasflügeln der Stele erlauben einen unmittelbaren Vergleich zwischen Vergangenheit und Gegenwart in Rügland. Man braucht zum Beispiel nur den Blick wandern zu lassen und abwechselnd die Reproduktion und das Original des 1768 erbauten „Ritterhauses" betrachten, das rund 50 Meter von der Stele entfernt ist. Als berühmteste Gäste in diesem Gästehaus der Familie von Crailsheim gelten Lola Montez und der abgedankte Bayernkönig Ludwig I. Die optische Reise zwischen Jetzt und Einst kann beispielsweise weitergehen mit einem Blick über die Schulter: Die Ansbacher Straße heute oder vor rund 100 Jahren im Vergleich. Die vergleichende Betrachtung offenbart auch die vielen Veränderungen, die es in einem Jahrhundert in Rügland gegeben hat. Viele Gebäude der vorletzten Jahrhundertwende gibt es nicht mehr. Beispielsweise das „Amtshaus", das im Zweiten Weltkrieg weggebombt wurde. Das „Ritterhaus" daneben hatte Glück im Unglück: Eine 250 Kilogramm schwere Sprengbombe fiel genau in den Kamin des alten Gebäudes, blieb dort stecken, explodierte aber nicht und konnte entschärft werden.